Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Kerstin Claus, hat im Januar Prof. Dr. Julia Gebrande zur neuen Vorsitzenden der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs ernannt. Gleichzeitig berief sie die Soziologin und Pflegefachkraft Dr. Ulrike Hoffmann als neues Mitglied der Kommission.

Dr. Ulrike Hoffmann hat viele Jahre als Pflegekraft gearbeitet, bevor sie in Soziologie promovierte und am Uniklinikum Ulm tätig wurde. Hier entwickelt sie Online-Kurse für Fachkräfte. Neben der didaktischen Vermittlung von Kinderschutzthemen arbeitet und forscht sie zu Schutzprozessen im medizinischen Bereich. Im Interview erzählt sie, warum sie die Verbindung von Forschung und Fachpraxis für so wichtig hält.

Im Januar haben wir den Tätigkeitsbericht unserer zweiten Laufzeit veröffentlicht. Darin informieren wir über unsere Arbeit von April 2019 bis Dezember 2023 und darüber, was wir vor allem für Menschen, die in ihrer Kindheit und Jugend sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren, erreicht und mit ihnen gemeinsam bewegt haben. Die Arbeit zeigt, dass die gesellschaftliche Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs kein abgeschlossenes Projekt ist. Für unabhängige Aufarbeitung auf Bundesebene braucht es auch staatliche Verantwortung und damit eine gesetzliche Grundlage, die eine dauerhafte Einrichtung der Kommission und eine Stärkung der Rechte Betroffener gewährleistet.

Am 25. Januar 2024 hat der interdisziplinäre Forschungsverbund ForuM nach dreijähriger Arbeit seinen Abschlussbericht „Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“ vorgelegt. Die Durchführung der Studie war eine Empfehlung der Aufarbeitungskommission von 2018. Weitere zentrale Anliegen, die sie damals formuliert hat, sind auch im Jahr 2024 noch immer nicht umgesetzt worden. Dazu hat die Kommission eine Stellungnahme abgegeben

Am 23. Februar haben Forschende der Universität Hildesheim ihren Abschlussbericht „Helmut Kentlers Wirken in der Berliner Kinder- und Jugendhilfe – Aufarbeitung der organisationalen Verfahren und Verantwortung des Berliner Landesjugendamtes“ vorgestellt. Aus Sicht der Kommission muss die Aufarbeitung pädosexueller Positionen und Aktivitäten bundesweit fortgeführt werden.

Seit dem 01. März können das Infotelefon Aufarbeitung der Kommission sowie das Hilfetelefon Sexueller Missbrauch auch von Gehörlosen erreicht werden. Die Gespräche mit den Beratenden von N.I.N.A. e. V. werden simultan per Video gedolmetscht. Das Angebot soll ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem barriereärmeren Angebot der Kommission sein. Auch für Anhörungen kann bei Bedarf eine Dolmetschung in Deutscher Gebärdensprache organisiert werden.

Seit zweieinhalb Jahren hat sich die Aufarbeitungskommission zum Ziel gesetzt, insbesondere Menschen mit Lernschwierigkeiten (Menschen mit geistiger Beeinträchtigung) besser über ihre Arbeit zu informieren. Denn das Risiko für Menschen mit Behinderungen, Opfer sexueller Gewalt in der Kindheit zu werden, ist deutlich höher als für Menschen ohne Behinderung. Um die Barrieren für Anhörungen zu senken, hat die Kommission im März eine Vor-Ort-Anhörung in einer Berliner Behindertenwerkstatt angeboten. Zuvor wurden Interessierte in einer offenen Veranstaltung über die Arbeit der Kommission informiert.